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Es wird wohl wieder ein schöner Sommertag.Die Vögel zwitschern und die ersten Sonnenstrahlen scheinen in Hans' Zimmer.Hans ist bereits wach, liegt aber noch im Bett.Seine Gedanken kreisen um seine verstorbene Frau.Doch dann kehrt er mit seiner Aufmerksamkeit wieder in die Gegenwart zurück.Wo ist er eigentlich?Ach ja, bei seiner Tochter Laura und ihrer Familie.Heute wollen sie seinen Geburtstag feiern.
Laura wohnt mit ihrem Mann und ihrem zehnjährigen Sohn in einem wunderschönen Haus an der Elbe.Von der Terrasse aus kann man hinter dem Deich die großen Schiffe vorbeifahren sehen.
Laura hatte eine glückliche Kindheit.Als einziges Kind ihrer Eltern wohnte sie mit ihnen in einem kleinen Häuschen in Cuxhaven an der Nordsee.Ihre Mutter arbeitete in einer Reinigungsfirma und ihr Vater war Küchenchef in einem beliebten Strandrestaurant.Wenn Hans ein Wochenende freihatte, machte er oft Wattwanderungen mit Laura.Manchmal setzten sie sich auch mit einem gepackten Picknickkorb an den Strand, lauschten den Wellen und blickten auf das weite Meer.Es gab immer etwas zu beobachten und zu entdecken, seien es die riesigen Schiffe, die aus der Elbe auf die Nordsee fahren, oder die kleinen Tierchen, die bei ablaufendem Wasser im Sand zu sehen sind.
Als Laura viele Jahre später ihren jetzigen Mann aus Dortmund kennenlernte, war auch er begeistert von der Nordsee.Die beiden zogen zusammen und kurz darauf kam ihr Sohn Tom zur Welt.Das Glück schien perfekt.Doch dann, nur wenige Jahre nach Toms Geburt, kam die erschreckende Diagnose: Lauras Mutter hatte Brustkrebs.Sie war jedoch tapfer und überstand die kräftezehrende Chemotherapie.Nach einigen Monaten schien der Krebs besiegt.
Zwei Jahre später, an Toms siebtem Geburtstag, war die ganze Familie auf der Terrasse am Kaffeetisch versammelt.Alle bestaunten bei schönstem Wetter das riesige Containerschiff, das sich auf der Elbe seinen Weg in die Nordsee bahnte.Plötzlich krachte es und Lauras Mutter kippte vom Stuhl.Tom holte eilig das Telefon und sein Vater rief den Notarzt.Der Krebs war zurück.Drei Monate später starb Lauras Mutter.
Hans verkraftete den Verlust nicht und baute gesundheitlich enorm ab.Er konnte nicht mehr arbeiten und ging vor einiger Zeit in Frührente.Einige Monate nach dem Tod ihrer Mutter beschloss Laura gemeinsam mit ihrem Mann, Hans in ihrem Haus aufzunehmen.Der kleine Tom war außer sich vor Freude.Hans verbrachte fortan jeden Abend mit seinem Enkel.Doch die Idylle trog.
Im Laufe der Monate nach Hans' Einzug fiel Laura auf, wie sich ihr Vater von Tag zu Tag veränderte.Er war nicht mehr derselbe, oft orientierungslos und vergesslich.Laura holte sich Rat bei ihrem Nachbarn, einem Arzt.Daraufhin wurde Hans gründlich untersucht.Bald bestand kein Zweifel mehr: Hans leidet an Demenz.
Heute Morgen, zwei Wochen nach Hans' Diagnose, sitzt Laura mit ihrem Mann am Frühstückstisch.Sie hat Angst vor dem Verlauf der Krankheit ihres Vaters.„Weißt du, was gestern passiert ist?“, fragt Laura leise.„Mein Vater dachte, er hätte Geburtstag.“Lauras Mann sieht auf und runzelt die Stirn.Laura senkt den Blick.„Er ist in letzter Zeit immer verwirrter.“
In diesem Moment taucht Hans auf und setzt sich zu den beiden an den Tisch.Er sitzt eine Weile regungslos da, als würde er auf etwas warten.Dann dreht er sich zu Laura um und sieht sie etwas enttäuscht an.„Warum gratuliert mir denn keiner?“, fragt er leise.Laura schluckt schwer und erwidert dann sanft: „Papa, dein Geburtstag ist doch erst in ein paar Monaten.“
Hans' Miene verdunkelt sich.Ohne ein Wort zu sagen, steht er wieder auf und verlässt das Zimmer.Laura sieht ihm fassungslos hinterher.Ihr Mann legt eine Hand auf ihre und sagt: „Dein Vater braucht mehr Hilfe, als wir ihm hier geben können.“Er zögert kurz und fügt dann hinzu: „Laura, so kann es nicht weitergehen.“
Laura sieht ihren Mann entsetzt an und springt auf.„Was willst du damit sagen?“, fragt sie aufgebracht.„Es wäre vielleicht besser, ihn in ein Pflegeheim zu geben.Dort könnte man sich rund um die Uhr angemessen um ihn kümmern.“
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OPTION 1
Laura bekommt einen Wutausbruch
„Du willst meinen Vater nur abschieben!“, schreit Laura ihren Mann an. Kurz darauf verlässt sie wutentbrannt das Haus. Sie läuft den schmalen Weg entlang zur Elbe.
Nach wenigen Minuten ist sie da und setzt sich auf einen Baumstumpf. Sie blickt in den sternenklaren Himmel und denkt an ihre Mutter. Tränen laufen ihr über die Wangen.
„Du willst meinen Vater nur abschieben!“, schreit Laura ihren Mann an.Kurz darauf verlässt sie wutentbrannt das Haus.Sie läuft den schmalen Weg entlang zur Elbe.
Nach wenigen Minuten ist sie da und setzt sich auf einen Baumstumpf.Sie blickt in den sternenklaren Himmel und denkt an ihre Mutter.Tränen laufen ihr über die Wangen.
Sie weiß, dass eine schwere Zeit vor ihr und ihrer Familie liegt, aber sie ist entschlossen, alles dafür zu tun, dass ihr Vater bei ihr bleibt.
Sie hört Schritte.Ihr Mann weiß genau, wo er sie finden kann.Er setzt sich neben sie und nimmt sie in die Arme.Schweigend verharren die beiden in dieser Position, während Laura viele schöne Momente ihrer Kindheit gedanklich Revue passieren lässt.
Plötzlich löst sich ihr Mann von ihr.„Laura, ist dir bewusst, was auf uns zukommt?“, fragt er mit ruhiger Stimme.„Was, wenn wir deinen Vater einmal allein zu Hause lassen müssen?Die Elbe ist so nah.“
Laura schweigt, während ihr Mann weiterspricht.„Hans war immer ein guter Schwiegervater.Wir haben oft zusammen Fußball geguckt und tolle Gespräche geführt.Aber ich habe auch gesehen, was Demenz anrichten kann.Die Nachbarin meiner Oma hatte Alzheimer und wurde oft gesucht, weil sie den Weg nach Hause nicht fand.“
Er nimmt ihre Hand.„Ich will euch beistehen, aber wir müssen realistisch sein.“Laura sieht ihn mit großen Augen an, sagt aber nichts.
Die beiden gehen Hand in Hand nach Hause.Dort angekommen informieren sie sich über mögliche Verläufe der Krankheit und über Angebote von Pflegediensten.„Wie wird Tom damit umgehen?“, fragt Laura bedrückt.„Er liebt seinen Großvater so sehr.“
Ihr Mann nickt.„Es wird nicht einfach.Aber wir werden einen Weg finden.“Laura denkt an die schönen Momente, die Tom mit Hans verbracht hat.Sie saßen oft am Ufer, und Hans erzählte ihm Geschichten aus seiner Jugend.
Bevor sie sich zu ihrem Mann schlafen legt, wirft Laura noch einen Blick in das Zimmer ihres Vaters.Er schläft tief und fest.Laura verharrt einen Moment.Neben der Sorge um Hans' Wohlergehen spürt sie eine zarte Zuversicht.Dann legt sie sich neben ihren Mann ins Bett und schläft beruhigt ein.
OPTION 2
Laura wirkt nachdenklich und traurig
Zahlreiche Herausforderungen haben Laura und ihr Mann in den vielen Jahren schon zusammen gemeistert. Doch jetzt erscheint alles kompliziert. Mit feuchten Augen rennt Laura aus dem Haus Richtung Meer. Der Vollmond scheint hell auf die Wiese und den Deich. Laura biegt in den kleinen Trampelpfad ab, der direkt ans Ufer der Elbe führt, zu einem ihrer Lieblingsplätze.
Laura setzt sich ans Wasser und denkt an die vielen wunderschönen Momente mit ihren Eltern und an den Tod ihrer Mutter.
Zahlreiche Herausforderungen haben Laura und ihr Mann in den vielen Jahren schon zusammen gemeistert.Doch jetzt erscheint alles kompliziert.Mit feuchten Augen rennt Laura aus dem Haus Richtung Meer.Der Vollmond scheint hell auf die Wiese und den Deich.Laura biegt in den kleinen Trampelpfad ab, der direkt ans Ufer der Elbe führt, zu einem ihrer Lieblingsplätze.
Laura setzt sich ans Wasser und denkt an die vielen wunderschönen Momente mit ihren Eltern und an den Tod ihrer Mutter.
„Ich habe ihr versprochen, immer für Papa da zu sein“, murmelt sie.
Nun, wo er auf ihre Hilfe angewiesen ist, wird sie ihr Versprechen nicht brechen.Sie wischt sich die Tränen aus den Augen und blickt in den sternenklaren Himmel.Plötzlich sieht sie eine Sternschnuppe.Ist das vielleicht ein Zeichen ihrer Mutter?
Laura steht auf und geht wieder nach Hause.Ihr Mann sitzt noch immer auf der Terrasse und schaut sie mit traurigen Augen an.Er fühlt sich wie ein Versager.Sie setzt sich zu ihm.„Ich habe Mama versprochen, mich um Papa zu kümmern“, sagt sie, während die Tränen erneut zu fließen beginnen.„Ich weiß“, antwortet Lauras Mann sanft und nimmt ihre Hände.„Wir werden einen Weg finden.“
Laura ist klar geworden, dass sie den Tatsachen ins Auge sehen muss.Mit einem verhaltenen Lächeln erzählt sie ihrem Mann von ihren Plänen: „Ich werde ihn jeden Tag nach der Arbeit im Pflegeheim besuchen und an den Wochenenden kommt er mit nach Hause.Wir werden die Zeit gemeinsam am Strand verbringen, das Meer betrachten und Spaziergänge im Watt machen.“Lauras Mann nickt verständnisvoll.
Hans wohnt nun schon seit zwei Monaten in seinem „Hotel“, wie sie das Pflegeheim nennen.Er hat ein schönes Zimmer mit Blick auf die Nordsee.Mit seinen alten Geschichten vom Meer sorgt er während seiner wöchentlichen „Urlaubsreisen“stets für ein Lächeln bei seinen Mitmenschen.Laura hat es nicht übers Herz gebracht, ihrem Vater zu sagen, dass er eigentlich in einem Pflegeheim wohnt.Stattdessen „verreist“er jetzt jede Woche für fünf Tage.
Es ist wieder Sonntag und Hans verabschiedet sich nach einem schönen Wochenende von seinem Enkel.„Bis bald, mein Junge, jetzt fahre ich wieder in den Urlaub.“„Gute Reise, Opa, und bis bald“, ruft Tom zurück.Laura und ihr Mann lächeln Tom zu.Hans wird schon an der Tür erwartet und von einem Pfleger – ach nein, von einem Hotelangestellten – in den Speisesaal gebracht.